Die Antwort auf so viele Fragen

Foto: Atelier Nordbrise
Foto: Atelier Nordbrise

Es ist immer dieselbe Geschichte. Dieselbe Geschichte, die mir durch den Kopf geht.

 

Sie beginnt im Sommer 2016, mit dem Wunsch nach einem Kind. Der Wunsch erfüllt sich schnell. Der positive Test Ende August. Im September seh ich dich das erste Mal und von diesem Moment an drehen sich meine Gedanken nur mehr um dich. Wie ein unsichtbares Band verbindet mein Herz dein kleines Herzchen, als es seine ersten Schläge macht. Als du 4,5 Zentimeter groß bist, sagt man uns du bist krank. Dein Herzchen habe nicht die übliche Form und du unterscheidest dich von all den anderen Babys, die täglich auf den Monitoren in der Praxis erscheinen. Unsere Welt bricht zusammen. So vieles hatten wir uns über dich vorgestellt, so vieles uns erträumt. Doch vor allem liebten wir dich doch schon so sehr. Es bestehe die Möglichkeit dich gehen zu lassen, sagte man uns. Uns von dir zu trennen. Dein Leben einfach auszulöschen. Vielleicht es gleich noch einmal zu versuchen, vielleicht mit mehr Glück.

 

Doch je mehr mir über dich und deine "Makel" offenbart wurde, umso mehr schloss ich dein kleines, unperferktes Herzchen in mein Herz. Umso mehr hielt ich an dir fest & umso mehr galt für mich dich zu beschützen. Wir gegen den Rest der Welt, egal was alle sagten. So viele Tage lagen noch vor mir. Jeden Tag fragte ich mich, was ich falsch gemacht hatte, dass ich nun solche Angst um mein Kind haben müsse. Dass meine Zukunft ganz anders sei, als erträumt. Wo bei allen anderen doch scheinbar alles so leicht war.

 

Jeden Tag fragte ich mich, wohin mit meinen Muttergefühlen, wenn ich nicht weiß, ob ich überhaupt Mutter werde oder nicht. Oft fühlte ich mich nicht schwanger, denn du wuchst nicht, wie alle anderen Babys. Du hattest deinen eigenen Willen, und dein eigenes Tempo. Für mich warst du jedoch genau richtig und jedes Mal, wenn ich deine Tritte spürte, wusste ich, dass unsere Entscheidung die richtige war. Für uns gab es nur diesen einen Weg. Den Weg mit dir gehen.

Mit dir, Hand in Hand.

 

Wir wussten nie, wie weit wir es schaffen. Wochen vergingen, und dein Herzchen schlug immer noch, genauso wie meines für dich. Meine Schwangerschaft neigte sich dem Ende zu. Die letzten Nächte mit dir im Bauch, die letzten tausend Liebesbotschaften, die ich an dich in meinem Bauch schickte. Die letzten Stoßgebete in den Himmel, dass alles gut ausgehen würde. Ohne je zu wissen, was wirklich kommen würde.

 

Als du geboren wurdest, trug man dich schnell von mir weg. Du warst fast 10 Monate in meinem Bauch, nun war ich das erste Mal von dir getrennt. 90 Minuten später sah ich dich zum ersten Mal. Unendliche Liebe für dich, von deinem Papa und mir.

Ab jetzt gehörst du zu uns, flüsterten wir dir zu.

 

In meiner Schwangerschaft fragte ich mich jeden Tag nach dem Warum, warum gerade wir und warum gerade du. Seit 30. Mai kennen wir die Antwort. Dass alles kein Zufall war. Einer von 60 000 bist du, sagte man uns. Dein Papa und ich scheinen etwas Besonderes zu sein, genauso wie du. Endlich eine Antwort auf die vielen Fragen, die mir so oft den Schlaf raubten. Plötzlich macht alles Sinn. Warum du bist, wie du bist. Die Antwort zu kennen entschädigt nicht das Leid und die tägliche Angst um dich, doch es ist alles leichter zu verstehen.

 

In meiner Schwangerschaft dachte ich, wir bräuchten einen Engel, der uns aus dieser Situation rettet. Heute weiß ich, dieser Engel bist du selbst. Du zeigst so vielen Leuten, auf was es wirklich ankommt. Du zeigst uns, dass man mehr erreichen kann, als man oft glauben würde. Du bist noch so klein, doch für so viele schon ein Vorbild. Jeden Tag sagen wir dir, wie stolz wir auf dich sind, denn wir könnten nicht stolzer sein. Jeden Tag danke ich dir, mein Kind zu sein. Jeden Tag danken wir Gott, dass du bei uns bist.

So lange es geht, halten wir deine Hand.

 

Mit diesem Beitrag bewerbe ich mich für den scoyo Eltern! Blog Award 2017:

Bitte drückt mir die Daumen!

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Katja (Sonntag, 11 Juni 2017 13:39)

    ich bin wirklich sehr gerührt.... eure geschichte wirft mich gedanklich zurück. auch ich hatte eine mehr als katastrophale schwangerschaft, tägliche klinikbesuche, amniozetese usw usw... gott sei dank mit "gutem" ende. meine kleine kam mit 670g stark wachstumsretardiert aber bisher scheinbar kerngesund.

    ich wünsche euch alle kraft der welt, dass ihr die aufgabe meistert! ich hoffe, eurem kind geht es den umständen entsprechend gut und euch auch.

    liebe grüsse

  • #2

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Dienstag, 20 Juni 2017 22:15)

    Liebe Katja!

    Vielen Dank für deinen Eintrag und deine Ehrlichkeit über deine ebenso schwierige Schwangerschaft! Am Ende ist doch das Wichtigste, dass alles bislang gut ausgegangen ist <3 Es freut mich, dass du nach dieser schwierigen Zeit mit eurem gesunden Schatz belohnt worden bist! Bei uns ist es leider tagtäglich eine Zitterpartie, aber wir sind stark und kämpfen, genauso wie unser Kleiner töglich kämpft. So schnell geben wir nicht auf.

    Alles Liebe an dich und alles Gute für euch und eure kleine Prinzessin!
    Jasmin

  • #3

    Janina (Freitag, 03 November 2017 15:01)

    Hallo Liebes! Habt ihr einen Gentest machen lassen?
    Da du in deinem Text von "eines aus 60.000" sprichst?
    Liebe Grüße!

  • #4

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Freitag, 03 November 2017 23:04)

    Liebe Janina!

    Ja wir haben einen Gentest machen lassen, von unserem Kind und von uns beiden. Und die Krankheit die er hatte fällt statistisch gesehen auf eins von 60 000 geborenen Babys !

    Liebe Grüße,
    Jasmin