8 Wochen NICU Mum

Meine lieben Leser,

 

nach langer Zeit habt ihr endlich wieder einmal ein Update von mir verdient! Viele fragen sich bestimmt bereits, wie es uns nach der Geburt unseres kleinen Buben ergangen ist. Endlich schaffe ich es, euch ein bisschen zu erzählen.

 

Diese kleine Erdbeere auf dem Foto hält uns seit seiner Geburt ganz schön auf Trab. Sie ist nun schon acht Wochen alt und hat seit der Geburt 800 Gramm zugelegt. Wenn unser kleines Früchtchen eines kann, dann ist es kämpfen. Doch nun alles ein bisschen ausführlicher...

 

Während andere die Sommermonate am Meer, See oder Pool verbringen, verbringen wir unseren Sommer auf der Intensivstation. Nach einem sehr unspektakulären Kaiserschnitt, jedoch mit der Ungewissheit was uns bei der Geburt unseres besonderen Babys erwartet, verbrachte ich fünf Tage im Spital, bevor ich meine Kliniktasche wieder packte und wir das Spital nur zu zweit wieder verließen. Wir rechneten damit, unser Baby nach der Geburt im Spital zurücklassen zu müssen, doch das Ganze in einem Rausch aus Hormonen, Mamagefühlen und der unendlichen Verliebtheit in dieses kleine, frischgebackene Wesen tatsächlich tun zu müssen, war für uns fast unerträglich. Bereits am 2. Lebenstag wurde unser Kleiner das erste Mal operiert. Das "Wochenbett", die erste Kennenlernzeit mit dem Baby, in der man normalerweise die größte Zeit im Bett verbringt, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen, kenne ich nur von Erzählungen oder aus diversen Schwangerschaftsratgebern.

 

Am Anfang verbrachten wir nicht nur unsere Tage bei unserem kleinen Engel auf der Intensivstation, sondern auch die halben Nächte. Bald merkten wir, dass wir neben der starken psychischen Belastung auch körperlich an unsere Grenzen kamen. Ich hatte seit dem Kaiserschnitt keine einzige Minute Erholung und die Narbe stach mich nach wie vor bei jedem Schritt. Seitdem beschränkt sich unsere Besuchszeit auf der Intensivstation auf acht Stunden täglich. Manchmal schlafe ich mit einem von unserem Baby getragenen Strampler oder einer Decke ein. Es ist neben unseren Gedanken, die sich nur mehr um den Kleinen drehen und seinem Foto auf meinem Nachttisch das einzige, was ich zu Hause von ihm habe. In meinen Gedanken beneide ich dann nachts jede Mami, die mit ihrem Kind im Arm einschlafen darf.

 

Fast 280 Tage versuchte ich mein Schicksal irgendwie aufzuhalten. Ein wichtiger Teil davon war für mich dieser Blog. Würde ich tausende Liebeserklärungen an mein Baby schreiben und meine endlos starken Gefühle für dieses kleine Wesen im Bauch in die Welt hinaus senden, vielleicht könnte sich dann doch irgend etwas ändern und alles würde nicht ganz so schlimm ausgehen. So viel Kummer hatte ich doch nicht verdient. Neben den ganzen Horrordiagnosen sehnte mich so sehr nach ein bisschen Normalität.

 

In den letzten acht Wochen musste ich jedoch schmerzlich erfahren, dass der für einen vorherbestimmte Weg durch nichts und niemanden aufgehalten werden kann. Ich wünsche mir immer noch, alles wäre anders gekommen. Ich wäre eine Mama mit einem gesunden Baby, und keine "NICU-Mum", die Tag für Tag um das Wertvollste kämpft, das es je hatte: das eigene Kind.

 

Nach all den ernüchternden Diagnosen in meiner Schwangerschaft grenzt es für mich dennoch an ein Wunder, dass ich unser Baby überhaupt im Arm halten darf, wenn uns das kleine Ding manchmal von den Krankenschwestern zum "kuscheln" auf den Bauch gelegt wird . Dass unser Baby bei uns ist, ist alles andere als selbstverständlich, und dessen bin ich mir tagtäglich bewusst. Manche hätten ihm keine acht Wochen zugetraut, andere nicht einmal eine ganze Schwangerschaft.

 

Manchmal bin ich so verzweifelt, dass ich nicht weiß, wie wir das Ganze überstehen sollen. Dieses Baby ist nicht gesund und es wird nie gesund sein. Erst jetzt habe ich es verstanden. Doch wir werden es weiterhin mit unserer Liebe übersäen, und wir werden kämpfen wie Löwen, bis zum Schluss.

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Kommentare: 12
  • #1

    Conny (Mittwoch, 21 Juni 2017 19:50)

    Ich wünsche euch, dass ihr trotz der schwierigen Situation bald nach Hause dürft. Drück dich.

  • #2

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Mittwoch, 21 Juni 2017 22:24)

    Danke, liebe Conny! Wir wünschen es uns auch so sehr!!! Liebe Grüße an dich!!!

  • #3

    Karla (Donnerstag, 22 Juni 2017 15:16)

    Liebe Jasmin, schön von dir zu hören! Ohne euch persönlich zu kennen, habe ich in den letzten Wochen so oft an euch gedacht...
    Dass der Kleine so ein Kämpfer ist und trotz aller Prognosen bei euch ist, dazu haben sicherlich auch deine tausende Liebeserklärungen und starken Gefühle beigetragen. Ich wünsche euch alles Liebe und weiterhin viel Kraft für alles, was kommt!

  • #4

    Blogprinzessin (Samstag, 24 Juni 2017 15:44)

    Kennst du eigentlich den Blog Herz&Liebe von Jessica? Ihre kleinste Tochter hat/hatte das weiß ich nicht genau, auch einen Herzfehler. Ich lass dir mal den Link da: http://www.herz-und-liebe.com/

  • #5

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Samstag, 24 Juni 2017 20:31)

    Liebe Katarina! Dankeschön! Den Blog von Jessica kenne ich- Ich habe mir Ihren Blog sehr oft in meiner Schwangerschaft durchgelesen und die Geschichte von ihrer Tochter hat mir immer ein bisschen Hoffnung gegeben! :) Liebe Grüße, Jasmin

  • #6

    D. (Samstag, 24 Juni 2017)

    Liebe Jasmin!
    Ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen.
    Jedes Kind und jede Situation ist anders...
    Manches, das du schreibst, kann ich aber vielleicht ein wenig nachempfinden. Unser Kind kam letztes Jahr mit einem halben Herzen zur Welt. Die Liebe, die wir für es empfinden, hat uns von Anfang an mehr überwältigt als die Sorgen, die wir hatten. Unfassbar erscheint im Nachhinein aber wie viel psychische und physische Energie vor allem den Eltern oft wochen- und monatelang abverlangt wird! Ihr habt meinen allergrößten Respekt und ich bin in Gedanken immer wieder bei euch!
    Ich schicke euch unbekannterweise und doch mit vertrautem Gefühl die besten Wünsche!
    Alles Liebe!

  • #7

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Sonntag, 25 Juni 2017 21:25)

    Liebe Karla!

    Oh das finde ich aber nett, dass du oft an uns gedacht hast! :) Ich denke du hast recht mit dem was du schreibst, wir sind immer wieder verwundert wie viel unser Kleiner schafft! Dass wir schon die ganze Zeit so sehr an ihn glauben wird, macht den Kleinen sicher stark! :) Ganz liebe Grüße an dich! Jasmin

  • #8

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Sonntag, 25 Juni 2017 21:41)

    Liebe D.!

    Egal wie unterschiedlich die verschiedensten Situationen auch sein mögen, eigentlich geht es immer um das selbe: Die Liebe zum eigenen Kind und die Angst, die man um sein Kind hat. Auch die Geschichte von deinem Kind klingt alles andere als einfach! Mit dem Satz über psychische und physische Belastung über eine so lange Zeit sprichst du mir aus der Seele! Niemandem wünsche ich es so etwas erleben zu müssen! Aber wir tun das alles für unsere Kinder.
    Ich wünsche auch dir alles Liebe, & alles Gute für dein Kind!
    Liebe Grüße,
    Jasmin

  • #9

    Bea (Mittwoch, 28 Juni 2017 12:58)

    Liebe Jasmin,
    ich schicke eine herzliche Streichelei für die kleine Erdbeere.
    Möge sie in ihrer Kraft wachsen und gedeihen.
    Von ganzem Herzen alles Liebe für euch Drei.
    Herzlichst
    Bea

  • #10

    Astrid (Freitag, 07 Juli 2017 09:55)

    Liebe Jasmin! Wir haben deinen Blog die letzten Monate mitverfolgt und fühlen mit euch! Es ist unbeschreiblich was ihr durchmacht und bewundernswert bzw. ein Vorbild für viele Eltern was ihr jeden Tag mit so viel Liebe und Kraft für euer Liebling an den Tag legt...euer Zwerg hat ein Glück so tolle Eltern zu haben....wir hoffen dass ihr noch sehr lange mit eurem Kind verbringen dürft und wünschen euch alles erdenklich gut für die kommende Zeit....lasst euch fest drücken...Alles Liebe Astrid, Georg und Oskar

  • #11

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Samstag, 08 Juli 2017 21:28)

    Liebe Bea!

    Vielen lieben Dank, dass du an uns denkst und unserem Kleinen eine Streicheleinheit schickst!!! :)

    Ganz liebe Grüße von uns!!!

  • #12

    Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Samstag, 08 Juli 2017 23:15)

    Liebe Astrid!!

    Es freut mich sehr, dass du mir schreibst und dass auch ihr unsere Geschichte verfolgt!! Vielen Dank für deine lieben Worte!!! Ich hoffe auch, dass uns noch viel Zeit mit unserem kleinen Schatz vergönnt ist!! Ganz liebe Grüße an euch drei!

    Jasmin