Und plötzlich ist alles anders + ein Outing

Wir ließen fünf Wochen verstreichen und hofften das Beste. Mein Gefühl war gut, als ich am 11. November, einem Freitag, die Ordination meines neuen Frauenarztes betrat. Ich war mit meinem vorigen Gynäkologen nicht ganz zufrieden und wechselte zu einem älteren Arzt mit jahrzehntelanger Erfahrung, der meine eigene Geburt vor fast 30 Jahren schon begleitet hatte. Zur Unterstützung hatte ich diesmal meine Mutter und meine Schwester dabei, die den Frauenarzt bereits jahrelang kannten. Nach dem bereits Erlebten hatte ich vor diesem Termin natürlich Angst, war aber aus irgend einem Grund guten Mutes, dass das Baby sich normal entwickelt hat und die auffällige Nackenfalte nichts anderes war, als ein falsch-negativer Befund. Wie oft hatte ich in den letzten Wochen davon gelesen, dass eine auffällige Nackenfalte in 3 von 4 Fällen trotzdem ein völlig gesundes Kind bedeutete...

 

Abgesehen davon wollte ich bei diesem Termin unbedingt das Geschlecht des Babys erfahren. Ich war nun schließlich bereits in der 16. Woche, das Geschlecht sollte bereits erkennbar sein. Ich wünschte mir ein Mädchen und hatte das untrügliche Gefühl, dass das Baby in meinem Bauch auch eines wäre. Wir hatten bereits einen Namen in der engeren Auswahl und ich hatte eine Unzahl von Ammenmärchen zum Geschlechts des Babys gelesen, die allesamt auf ein Mädchen hindeuteten.

 

Auf dem Ulltraschall erschien ein deutlich größeres Baby als beim letzten Termin, sogar die Gesichtszüge waren gut zu erkennen. Geduldig erklärte uns der Arzt Wirbelsäule, Organe, Herz und Gehirn des Babys. Auf die Nachfrage meiner Mutter, ob das Herz zu schnell schlage- wie uns damals beim Pränataldiagnostiker gesagt wurde- meinte der Arzt, dass es völlig normal für ein Kind in dieser Größe schlage. Er vermaß das Baby schließlich noch, sagte uns es sei nun etwa 12cm groß und 100 Gramm schwer. Ich fragte ihn, ob er mir möglicherweise auch das Geschlecht des Babys mitteilen könnte. "Zu 98%...", er schwieg ein paar Momente, "ist es ein Mädchen". Der Arzt setzte das Ulltraschallgerät ab und reichte mir Tücher, um das Ulltraschallgel abzuwischen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Es ist ein Mädchen, wie ich es mir so sehr gewünscht hatte. Doch das viel Schönere waren die Worte, die danach folgten: "Das Kind ist völlig gesund, sie bekommen ein gesundes Mädchen". Meine Mutter, Schwester und ich brachen gleichzeitig in Tränen aus und fielen uns in die Arme. Die ganzen Sorgen der letzten Wochen waren unmittelbar vergessen. In Tränen aufgelöst rief ich sofort nach dem Termin meinen Freund an. Wir konnten es kaum glauben, unsere ganzen Ängste und Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Das Kämpfen für unser Baby hatte sich gelohnt.

 

Am Samstag, 12. November, fiel über Wien der erste Schnee. Ich konnte mein Glück kaum fassen, unser Baby war gesund und wir erwarteten ein kleines Mädchen. Nach der Zeit der vielen Tränen gab es kein schöneres Gefühl.

 

Neben der Vorfreude auf das Baby blieben uns die Aussagen des Pränataldiagnostikers vom 10. Oktober in der nachfolgenden Zeit jedoch immer im Hinterkopf, wie ein böses Omen.

 

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