Wieder fällt der Schnee, wie am 19. April, dem Tag deiner Geburt. Als wir Eltern wurden, vor mittlerweile fast neun Monaten. Wieder verdeckt er alles unter sich, unter seiner dicken, weißen Eisschicht. Er lässt alles erfrieren, begräbt alles unter sich. So wie so vieles in uns begraben wurde, am Tag, an dem du gingst.
Januar steht auf dem Kalender vor mir. Mit seinen zwölf Blättern thront er vor mir wie ein ungeschriebenes Buch, das nur darauf wartet gefüllt zu werden. Daneben steht dein erstes Foto. Wenn ich es ansehe, genauso wie die vielen anderen Bilder von dir, dann schmilzt das Eis auf meinem erfrorenen Herz.
Es ist Januar, und wir leben immer noch, wir atmen immer noch, immer noch füllt Sauerstoff unsere Lungen, auch wenn wir in den letzten Monaten so oft geglaubt haben am Verlust zu ersticken. Denn es ist da diese Verbindung zwischen uns, wie ein zartes Band, das dich und uns zusammenhält, das alles aufrecht erhält. Das dich immer noch hier sein lässt, in der Luft die wir atmen, in den Sonnenstrahlen, die unsere Haut berühren, auch wenn sie zu dieser Jahreszeit nur wenig Kraft haben. In jedem wärmenden Gedanken, in jedem einzelnen Lachen steckt nur die Liebe zu dir.
Wenn ich durchs Fenster blicke, gedankenverloren, da wo jetzt Eiskristalle ihre Bilder malen, dann frage ich mich wie es dir wohl geht.
Und auch wenn der Schnee bald schmilzt, der Frühling seine ersten Boten schickt, dann bleibt das Band erhalten, zwischen uns und dir.
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Annika (Sonntag, 25 Februar 2018 09:40)
Oh mein Gott! Als ich deinen Blog gelesen habe musste ich fast weinen. Das muss unglaublich schrecklich sein. Ich kann mir nicht vorstellen wie es wohl ist, ein Kind zu verlieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sowas jemals verarbeiten kann. Auch wenn es unvorstellbar schrecklich für euch ist...darüber reden/schreiben hilft bei der Trauer. Habt ihr denn auch mal an einen Therapeuten/Psychologen gedacht? Auf jeden Fall finde ich es sehr stark, dass du diese schlimme Erfahrung in einem Blog mit der Welt teilst. Vielleicht hilft es anderen Eltern, die ähnliches durchmachen mussten. Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft...
LG Annika, https://www.differentmom.com
Jasmin (280 Tage Bauchgefühl) (Freitag, 20 April 2018 14:13)
Liebe Annika!
Vielen lieben Dank für dein Kommentar! Es ist leider das Schlimmste, was man erleben kann, sein eigenes Kind zu begraben. Und es ist unfassbar schwer, danach weiterzuleben. Ich beschäftige mich schon seit der ersten Diagnose von Bastian sehr viel mit allem und versuche mich damit auseinanderzusetzen und nichts zu verdrängen. Mir hilft z.B. das darüber Schreiben oder das Austauschen mit anderen Sternenmamas, um das Gefühl zu haben, mit seinem Schicksal nicht alleine zu sein. Wir gehen auch z.B. in eine Selbsthilfegruppe von Eltern mit Sternenkindern und ich mache eine Gesprächstherapie, die mir bis jetzt auch gut geholfen hat. Ich erachte es für sehr wichtig sich auch Hilfe zu holen, wenn man Hilfe benötigt.
Liebe Grüße an dich,
Jasmin